Herausforderung
In der Versorgerbranche müssen die Marktteilnehmer halbjährlich Anpassungen an ihren IT-Systemen vornehmen, um die Umsetzung gesetzlicher Änderungen an den Datenformaten in der Marktkommunikation zu gewährleisten. Auch für die WSW Energie & Wasser AG heißt das in der Konsequenz, klassische Entwicklungsprojekte zur Umsetzung der neuen Anforderungen zu initiieren, jeweils mit dem Stichtag der Produktivsetzung zum 01.04. sowie zum 01.10. eines jeden Jahres. Die Herausforderungen liegen auf der Hand:
Kurze Projektlaufzeiten, nahtlos aufeinander folgende Projekttaktungen und enge Zeitketten aufgrund sehr kurzfristiger gesetzlicher Änderungen bei oft späten Veröffentlichungen notwendiger System-Updates der Software-Hersteller. Auch der wirtschaftliche Aufwand lässt sich unter diesen Bedingungen schwer planen. Der Anpassungsbedarf steigt zudem seit mehreren Jahren kontinuierlich, in letzter Zeit jedoch exponentiell – z.B. durch die Strompreisbremse oder auch durch die Einführung intelligenter Zähler.
Das Projekt
Ziel der Zusammenarbeit mit GISA ist es, die Planungssicherheit so weit wie möglich zu erhöhen und die Umsetzung der Anpassungen maximal effizient zu gestalten. Abstimmungen, Bewertungen und Tests müssen in kürzester Zeit und unter Einbeziehung verschiedenster Bereiche und Entscheidungsebenen funktionieren.
Das Projekt selbst wird dabei zweigeteilt:
Konzeptionsprojekt
Die gesetzlichen Änderungen und deren prozessuale Auswirkungen werden mit den jeweiligen Fachbereichen von WSW besprochen und Lösungsvarianten evaluiert. Im Ergebnis gibt das Konzept die Entwicklungsleistungen und Aufwände vor. Auch Nacharbeiten aus dem vorherigen Projekt sowie Auswirkungen auf parallele Projekte werden aufgenommen und können für das Realisierungsprojekt sauber eingeplant werden.
Realisierungsprojekt
Die Änderungen werden in der Realisierungsphase nach der konzeptionellen Vorgabe im Kundensystem implementiert.
Die Entwicklungen sollen in Zukunft in Testgruppen zusammengefasst werden, um sie zeitlich gestaffelt an WSW übergeben zu können. Jede Testgruppe soll dabei in sich geschlossen und für sich testfähig sein. Ziel ist es, damit den Testzeitraum (sonst üblicherweise am Projektende) zu entzerren.
Die Vorteile
Für den Zeitraum der Produktivsetzung wird ein standardisiertes Verfahren angewandt, welches eine präzise Festlegung der Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Minutenbereich umfasst. Dadurch ist es nicht erforderlich, bei jeder Durchführung dieser sensiblen Phase sämtliche Schritte neu zu konzipieren und zu etablieren. Vor dem Hintergrund knapper Ressourcen und enger zeitlicher Taktung ist das essenziell, um den Gesamtplan einzuhalten.
Exkurs Änderungen BNetzA zum 01.10.2022
Mit den umfangreichen Änderungen, wie die Einführungen 60-Tage-Frist im Lieferbeginn aus Neuanlage, die Einführung von Artikel-IDs und Preisblättern für die Netznutzungsabrechnung, das neue Datenformat PARTIN und weiteren grundlegenden Neuerungen, war das Projekt im letzten Jahr besonders anspruchsvoll. Gemeinsam haben GISA und WSW die Einführung nach Maßgabe des BDEW erfolgreich umgesetzt.
Ausblick
Die Anforderungen steigen weiter: Mit den Vorgaben zur Digitalisierung der Energiewende, außerplanmäßigen Gesetzesanforderungen und speziell mit der anstehenden Umstellung auf die AS4-Marktkommuni-kation sind die standardisierten Projektprozesse Voraussetzung.
Highlights
„Eine besondere Herausforderung sind die kurzen Zeiträume zwischen Konzeptprojekt, Angebotserstellung, Angebotsabnahme und Realisierungsprojekt. Die Entscheidungs- und Prüfketten, die Testphasen und auch der Ressourceneinsatz: alles muss genau aufeinander abgestimmt und eng miteinander verzahnt sein.“ Fabian Trautmann, Project Manager, GISA GmbH